Das Zwerchfell und die Angst

Um zu verstehen weshalb Zwerchfell und Angst so eng mit einander verbunden sind, müssen wir uns eine Situation großer Angst bildlich vorstellen. Die meisten werden dabei unwillkürlich einatmen. Stellen wir uns nun weiter vor es kann passieren, dass diese Einatemposition bestehen bleibt. Die Folgen wären erhöhte Alarmbereitschaft, veränderte Hormonausschüttung, gesteigerte Wachsamkeit, erhöhte Puls und/oder Blutdruck. Praktisch eine Angst die körperlich gespeichert ist und sich so im Zwerchfell, unserem Hauptatemmuskel, festsetzt.
Unternehmen wir nichts gegen diese Fehlstellung kann sie bestehen bleiben und uns gleichsam in einer ängstlichen Grundhaltung gefangen halten. All die genannten Symptome sind auf eine erhöhte Aktivität des Sympathischen Nervensystems zurück zu führen, oder stehen mit ihm in Wechselwirkung. Das parasympathische Nervensystem wird zeitgleich wenig aktiv sein. Schlechtere Verdauung, unruhiger Schlaf, erhöhte Kieferaktivität und viele mehr. Wir kennen dies aus Zeiten erhöhten Stresses. Üblicher Weise ist das kein Problem, denn lässt der äußere Stress nach, arbeitet das parasympathische Nervensystem wieder mehr, wir verdauen gut, schlafen tief und regenerieren ausreichend.
Selbst wenn der Zustand erhöhter Erregbarkeit über Jahre anhält wäre das kein gesellschaftliches Problem, wenn die betroffene Gruppe klein ist. In unserer aktuellen Situation scheint allerdings ein Großteil unserer Gesellschaft betroffen, was das Denken und Handeln einer ganzen Region beeinträchtig und uns tendenziell ängstlicher macht.
Gelassenheit beginnt bei entspannter Atmung. Das einfachste Mittel sich wieder bewusst zu entspannen führt daher über gleichmäßige Atmung. Nasenatmung mit Betonung der Ausatmung.
Wem das nicht hilft aus einem Zustand der dauernden Angespanntheit heraus zu kommen, der rate ich sich osteopathisch behandeln zu lassen. Eine durchschnittliche Beeinträchtiung des Zwerchfells sollte mit 1 bis maximal 3 Behandlung behandelbar sein. Das ist ein wirklich unkomplizierter und rascher Therapieansatz. Ich persönlich arbeite seit langem in diesem Bereich und die Verbesserung des Allgemeinbefindens meiner Patientinnen und Patienten ist beeindruckend.
Es ist völlig klar, dass es nicht einen Weg für alle gibt, aber je mehr von uns wir abholen können und auf so einfachem Weg wieder zu mehr Gelassenheit und Freude führen können, desto mehr wird unsere Zukunft entsprechend freudvoll mitgestaltet.
Buchtipp: James Nestor; Breath – Atem 2021
15.08.2021